Es gibt manche Viren, die machen sich vornehmlich äußerlich unangenehm bemerkbar. So das Herpes-Virus und das Virus, welches eine Gürtelrose oder die Windpocken verursacht, die sich optisch schnell durch Rötungen, Entzündungen und Hautbläschen erkennbar machen. Doch auch, wenn man die Folgen auf der Haut nicht mehr sieht, so bleiben die Viren nach der jeweiligen Krankheit dem Körper lebenslang erhalten, indem sie sich eher unentdeckt in den Nervenzellen aufhalten.
Wissenschaftler aus Großbritannien haben nun belegen können, dass dieses Ruhen der beiden Virusarten in den Nervenzellen – unter anderem auch im Gehirn – das Risiko für eine Alzheimer-Erkrankung erhöhen kann. Denn wenn Nervenzellen mit einem ruhenden Herpes-Virus durch eine erneute Infektion mit dem Gürtelrosen-Virus aktiviert werden, so kommt es im Gehirn zu Entzündungsprozessen.
Spezielle Eiweißverbindungen werden vermehrt angehäuft, ähnlich wie es auch bei einer Alzheimer-Erkrankung zu beobachten ist. In der Folge stellen sich neuronale Einbußen ein und die Leistungen des Gedächtnisses können dadurch dauerhaft beeinträchtigt werden. Die Kombination beider Viren kann folglich als Startschuss für eine Alzheimer-Erkrankung verstanden werden. Im Doppel scheinen das Herpes- und das Gürtelrose-Virus daher als möglicher Auslöser einer Alzheimer-Erkrankung sehr gefährlich zu sein.
Wichtig zu wissen jedoch ist es, dass eine entsprechende Viruslast nicht die einzige Ursache einer Alzheimer-Erkrankung ist, sondern ebenso viele weitere Risikofaktoren bestehen. Die Studienautoren weisen abschließend darauf hin, dass es nicht nur aus ästhetischen Gründen vorteilhaft sein könnte, sich gegen das Herpes-Virus impfen zu lassen, sondern es auch durchaus Vorteile hinsichtlich des Alzheimer-Risikos haben könnte.
Cairns, D.M. et al.
Potential Involvement of Varicella Zoster Virus in Alzheimer’s Disease via Reactivation of Quiescent Herpes Simplex Virus Type 1
Journal of Alzheimer's Disease
19/2022; 88(3): 1189-1200.