In den letzten Wochen werden viele Frauen durch Meldungen über das Thromboserisiko von Pillen der "neueren Generation" verunsichert. Immer wieder werde ich gefragt, ob ich eine "neue" Pille gegen eine "alte" Pille austauschen kann. Dazu ist Folgendes zu sagen:
Frauen mit einer Neigung zu Akne kommen mit Pillen der älteren Generation eher nicht zurecht - hier sind die Gestagene namens Dienogest oder Chlormadinonacetat zu bevorzugen.
Frauen mit einer Neigung zu Ödmen kommen am besten mit Pillen zurecht, die den Wirkstoff Drospirenon enthalten.
Sie sehen, ein Wechsel ist also nicht ohne weiteres möglich und auch nicht unbedingt nötig - das zeigen folgende Zahlen:
Antibabypillen mit neueren Gestagenen bergen ein fast doppelt so hohes Thrombose-Risiko wie kombinierte hormonelle Kontrazeptiva mit den älteren Gestagenen Levonorgestrel, Norethisteron oder Norgestimat. Das bereits bekannte erhöhte Risiko bestätigt eine neue Studie auf Basis von mehr als 10.000 betroffenen Frauen aus Großbritannien, die diese Woche im «British Medical Journal» erschien. Absolut betrachtet ist das Risiko für eine venöse Thromboembolie (VTE) unter der Pille jedoch relativ gering. Der Studie von Yana Vinogradova und Kollegen von der Universität Nottingham zufolge erhöhen die Pillen mit den älteren Gestagenen das Risiko für eine VTE etwa um das 2,5-Fache; hormonelle Kontrazeptiva mit Drospirenon, Desogestrel, Gestoden oder Cyproteron dagegen etwa um den Faktor 4. Durch eine Schwangerschaft steigt das Risiko allerdings hormonell bedingt sogar um den Faktor 10. Anmerkung:man müsste daher allen Frauen verbieten, schwanger zu werden, was natürlich Unsinn ist!
In absoluten Zahlen bedeutet das:
Unter Einnahme von Pillen mit Levonorgestrel oder Norgestimat kam es pro Jahr zu sechs zusätzlichen Thrombosefällen pro 10.000 Anwenderinnen im Vergleich zum Nicht-Gebrauch der Pille; bei Einnahme von Desogestrel oder Cyproteron waren es 14 zusätzliche Fälle. Damit gilt die Pille immer noch als sehr sicheres Verhütungsmittel. Frauen, die kombinierte orale Kontrazeptiva einnehmen, sollten die Einnahme nicht selbstständig beenden, aber bei Bedenken mit ihrem Arzt über ihr Präparat sprechen, empfehlen die Autoren.
Nun zur Mathematik/statistik: Wie sehr unterscheidet sich die Zahl 0.0006 von 0.0012? Sehen Sie...
Daraus folgt: auch eine sogenannte "riskante" Pille ist bei einer gesunden Frau nicht wirklich rikant, erst recht nicht im Vergleich zu einer Schwangerschaft!